Drei Fragen zur DiVA Testung Organisation des Pflegealltags
Herr Glasbrenner nimmt als pflegender Angehöriger an der DiVA Testung teil und berichtet hier über seine Motivation und Erfahrungen.
Kurzbiografie
Heinz Glasbrenner hat im Rahmen der ZDG-Testungen Apps erprobt, die pflegende An- und Zugehörige bei der Organisation ihres anspruchsvollen Alltags unterstützen sollen. Der IT-Manager und -Berater im Ruhestand hat bis vor kurzem seine demenziell erkrankte Frau zuhause versorgt. Nach 52 Jahren Ehe wird die Mutter eines Sohnes nun von der Familie in einer Seniorenresidenz in der Nähe von Hamburg betreut.
Warum haben Sie sich entschlossen an der Testung der ZDG teilzunehmen und wie haben Sie von der Testung erfahren?
Nachdem bei meiner Frau 2018 erstmalig die Diagnose Alzheimer-Demenz diagnostiziert wurde, habe ich mich um Informationsmaterial und Beratungsmöglichkeiten bemüht. In dieser Phase waren mir die Alzheimer Gesellschaft mit Seminaren für pflegende Angehörige sowie der Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen im Landkreis Harburg sehr behilflich.
Internet-Recherchen haben mir dann im weiteren Verlauf Plattformen mit vielfältigen Informationen aufgezeigt. Auf einer dieser Plattformen bin ich auf die Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit aufmerksam geworden und habe mich als Tester für die zwei angebotenen Apps zur Verfügung gestellt und die Funktionen getestet. Ich habe derartige digitale Hilfsmittel in der Anfangsphase der Demenzerkrankung meiner Frau vermisst. Als IT-Spezialist liegen mit digitale Lösungen für den Alltag nah und so halte ich es für wichtig, dass gerade im Umfeld der Gesundheitsversorgung digitale Lösungen angeboten werden. Leider wird in vielen ärztlichen Praxen noch per Fax kommuniziert. Bei der Entwicklung von neuen Lösungen muss aber die Datensicherheit vorrangig berücksichtigt werden.
Welche Mehrwerte erhoffen Sie sich durch die Möglichkeiten der Digitalisierung für den Alltag als pflegende/r Angehörige/r?
Bei den Recherchen im Internet bin ich auf unzählige, für einen Laien schwer zu bewertenden Informationen gestoßen. Natürlich auch von kommerziellen Anbietern von Dienstleistungen im Pflegeumfeld. Hier fehlt es an Orientierungshilfe. Meine Erwartung an die Digitalisierung bei der Versorgung von Pflegebedürftigen kann ich in folgenden Punkten zusammenfassen:
Ich wünsche mir umfassende Informationen von neutraler kompetenter Stelle zu den Themen Beratung, zuständige Ansprechpartner für Pflegegrad-Einstufung etc. und finanzielle Unterstützung.
Es wäre sehr gut, wenn die Apps eine leicht verständliche Termin- und Aufgabenplanung für ein Pflege-Team, das sich häufig aus Familie und Freunden zusammensetzt, beinhalten würde.
Welche Erkenntnis haben Sie bisher gewonnen?
Ich habe zwei digitale Versorgungsangebote getestet. Die erste App bietet umfangreiche Informationen und inzwischen auch ein Forum für pflegender Angehörige, in dem man sich austauschen kann. Die Funktionen zur Unterstützung bei der Organisation wie z.B. Kalender, Chats, Checklisten und Berichte sind intuitiv zu bedienen. Leider ist (noch) keine Browser-Version verfügbar. Für ältere Pflegende ist die Handhabung über ein Smartphone (kleine Tastatur) mit Schwierigkeiten verbunden.
Bei der zweiten App gefiel mir die übersichtliche Web-Oberfläche und eine übersichtliche Pinnwand mit Kalender, Aufgaben, Listen, Adressen, etc. Leider gab es keine Hintergrundinformation zu Pflegefragen.
Mein Fazit ist: Beide Apps sind nach meiner Einschätzung für die Betreuungsorganisation im Rahmen eines Familien-Teams gut zu verwenden. Ich würde eine kontinuierliche Weiterentwicklung begrüßen.