Epidemiologie der Langzeitverschreibung von Medikamenten mit Abhängigkeitspotential in Deutschland – eine prospektive Analyse kassenärztlicher Verschreibungen über fünf Jahre
Ziel des Projekts war es, neue, systematische Erkenntnisse über die Entwicklung von Verschreibungen von Medikamenten mit Abhängigkeitspotential über einen Zeitraum von fünf Jahren für die Region Norddeutschland zu gewinnen. Mit Hilfe einer aktualisierten Datenbank des Norddeutschen Apotheken-Rechenzentrums (NARZ) der Jahre 2006 bis 2011 wurden dafür die Rezeptdaten für diese Medikamente in Form einer Studie prospektiv ausgewertet. Es wurden für die Jahre 2006 bis 2011 mehr als 700 Mio. Verschreibungen personenbezogen analysiert. Im Mittelpunkt standen die Substanzen Benzodiazepine, Z-Substanzen, Antidepressiva, Amphetamine, Barbiturate und opioidhaltige Schmerzmittel. Die Studie zeigt, dass sowohl der Anteil an GKV-Versicherten, die Benzodiazepine (BZD) verschrieben bekommen haben, als auch die durchschnittlich pro Patientenjahr verordnete Dosis über 5 Jahre kontinuierlich zurückgehen. Dieser Abfall ist insbesondere bei den Frauen und älteren Personengruppen festzustellen, denen Benzodiazepine generell zu einem größeren Anteil verschrieben werden. Verschreibungen von Antidepressiva nehmen kontinuierlich zu, sowohl bei den Männern als auch– deutlich ausgeprägter – bei den Frauen sowie in allen Altersgruppen. Patientinnen und Patienten mit problematischen bzw. riskanten Verschreibungsmustern, welche auf einen Missbrauch oder eine Abhängigkeit verweisen, umfassen ein Sechstel aller Personen mit BZD-Verschreibungen.