Bot-gestützte Genesungsberatung im Virtuellen Stationszimmer (CHRIS)
Ressortforschung im Handlungsfeld „Digitalisierung“, Förderschwerpunkt „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“
Motivation
In der Genesungsphase nach einer medizinischen Behandlung ist pflegerisches Fachwissen essentiell, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden und Komplikationen, Sekundärerkrankungen sowie Rückfälle zu vermeiden. Zunehmend verkürzte Liegezeiten in den Kliniken sowie die steigende Anzahl an ambulanten Operationen führen dazu, dass bisherige stationär, von Pflegefachkräften ausgeübte behandlungspflegerische Maßnahmen, nicht mehr in vollem Umfang stattfinden können.
Von Anforderungen der selbständigen Verbands- und Wundversorgung bis hin zu allgemeinen Fragen der Versorgung (z. B. Lagerung, Ernährung, Bewegung, Medikamenteneinnahme), sieht sich die bzw. der Behandelte mit einer herausfordernden Situation konfrontiert. Gleiches gilt in ähnlichem Maße auch für den Informationstransfer bei Entlassung in eine stationäre oder ambulante bzw. häusliche Pflege. Durch ein digitales Beratungsangebot, eine „virtuelle Pflegevisite“, soll diese Versorgungslücke geschlossen werden.
Ziele und Vorgehen
In diesem Vorhaben soll eine digitale “virtuelle Pflegevisite“ im Sinne einer nachstationären Genesungsberatung implementiert und evaluiert werden. Es soll die Möglichkeit für Patientinnen und Patienten geschaffen werden, dem Pflegepersonal Nachfragen zu stellen und qualifizierte Auskünfte und Hilfestellungen auch nach Entlassung aus der Klinik zu erhalten. Das System soll wie eine nachstationäre Pflegevisite funktionieren, das heißt es können nach Bedarf, ggf. täglich, Konsultationen mit qualifiziertem Pflegepersonal stattfinden. Als Zusatz soll eine künstliche Intelligenz (in Form eines Chat-Bots) mit Fragen und qualifizierten Antworten trainiert werden, sodass zu einem späteren Zeitpunkt der Chat-Bot dem Pflegepersonal auch Antwortvorschläge machen kann. Darüber soll ein Expertensystem etabliert werden, das sowohl evidenzbasiertes Wissen als auch geprüftes Erfahrungswissen verfügbar macht.
Es sollen Daten zur Akzeptanz von verschiedenen Stakeholdern, wie Patientinnen/Patienten, Ärztinnen/Ärzten, Pflegepersonal (stationär, ambulant, häuslich) sowie Pflegemanagement und -planung erhoben werden.
Weiterhin soll die Bereitschaft der Patientinnen und Patienten ermittelt werden, ihren Chat als anonymisierte Datenspende zur Weiterentwicklung der Genesungsberatung und zum Training des Beratungs-Chat-Bots zur Verfügung zu stellen.
Perspektiven für die Praxis
Das Vorhaben möchte das Versorgungsdefizit ausgleichen, welches durch verkürzte Liegezeiten, geringe Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten und durch hohen Zeitdruck in der stationären Versorgung entsteht. Es soll ein zuverlässiges und wissenschaftlich fundiertes, telemedizinisches Angebot nach Entlassung aus der Klinik etabliert werden, um Heilungsprozesse zu unterstützen und somit die Versorgungsqualität zu erhöhen.
Neben den gesundheitsfördernden Aspekten dieses Vorhabens sind auch die Potentiale für eine Weiterentwicklung des Pflegeberufs interessant. Neben der Ausübung des Berufes in stationärer oder ambulanter Tätigkeit, in Voll- oder Teilzeit, stellt eine Tätigkeit in digitalen Räumen eine attraktive, zukunftsorientierte Erweiterung des Tätigkeitspektrums dar. Telearbeit für Pflegefachkräfte kann zu einer erheblichen Flexibilisierung des Personalmanagements beitragen, da Mitarbeitenden in unterschiedlichsten Lebensphasen differenzierte Arbeitsmodelle angeboten werden können. Der Einsatz von Pflegefachkräften in digitalen Räumen sowohl in der Beratung als auch im Training eines Bots ermöglicht die Entwicklung eines erweiterten Berufsbildes der „Digital Nurse“.
Fakten zum Projekt
Projektleitung
Thiem-Research GmbH
Julia Röglin
Thiemstrasse 111,
03048 Cottbus
Projektlaufzeit
01.01.2022 bis 31.12.2022
Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Digitale Lösungen in der Versorgung erfahrbar machen – Innovative Modellvorhaben“ (Förderbekanntmachung) im Rahmen „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“ (Website der Initiative).
Projektbeteiligte
- reconva, Maren Lienicke
Ansprechperson
Dr. Fabian Gondorf
DLR Projektträger
projekttraeger-bmg(at)dlr.de
Weitere Informationen
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Überblick über die Initiative „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“
Dieses Modellvorhaben ist Teil der BMG-Initiative „Zukunftsregion Digitale Gesundheit“. Weitere Informationen zu dieser Initiative erhalten Sie hier.
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Handlungsfeld „Digitalisierung“
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens und ihre Auswirkungen u. a. auf die Patientinnen- und Patientenversorgung bietet große Chancen. Hier erfahren Sie mehr zum gesundheitspolitischen Handlungsfeld „Digitalisierung“.
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Überblick aller Handlungsfelder der Ressortforschung
Das BMG richtet seine Ressortforschung an übergeordneten gesundheitspolitischen Handlungsfeldern aus. Hier gelangen Sie zur Übersichtsseite der Forschungsthemen.