SRU-Gutachten: Umweltschutz ist auch Gesundheitsschutz
Sachverständigenrat für Umweltfragen übergibt Gutachten an BMUV und BMG
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat heute sein Sondergutachten „Umwelt und Gesundheit konsequent zusammendenken“ an Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach übergeben. Das unabhängige wissenschaftliche Beratungsgremium empfiehlt, den gesundheitsbezogenen Umweltschutz als politische Querschnittsaufgabe auf den Ebenen von Bund, Ländern und Kommunen stärker als bisher zu verzahnen. Eine gesunde Umwelt ist, so die Umweltexpert*innen, eine Voraussetzung für die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen. Die drei großen Umweltkrisen – die Klimakrise, das Artenaussterben und die Umweltverschmutzung – haben vielfältigen Einfluss auf die Menschen. Die Gesundheit von Ökosystemen, Tiere und Pflanzen zu erhalten, ist daher auch Gesundheitsvorsorge für den Menschen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die drei großen Umweltkrisen - die Klimakrise, das Artenaussterben und die Umweltverschmutzung - gefährden auch unsere Gesundheit massiv. Zum Beispiel durch Schadstoffe in Luft oder Lebensmitteln, Lärm, Chemikalien und die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen. Klimakrise und Biodiversitätsverluste verschärfen die Belastungen. Eine gesunde Umwelt ist eine Grundvoraussetzung für unsere eigene Gesundheit und Lebensqualität. Umweltschutz kann Krankheiten vorbeugen und die Gesundheit fördern. Die passgenauen Analysen und Empfehlungen des SRU sind eine wertvolle Unterstützung unserer Arbeit. Die gute Kooperation des Bundesumwelt- und Bundesgesundheitsministeriums wollen wir insbesondere bei Umweltstudien zur Gesundheit, beim Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit wie auch auf europäischer und internationaler Ebene weiter intensivieren.“
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach: “Umweltkrisen gefährden die Gesundheit. Deshalb liegt Umweltschutz in unserem ureigenen Interesse. Wir müssen den Klimawandel stoppen, Tierhaltung begrenzen und uns auf veränderte Umweltbedingungen einstellen. Hitzeperioden, Pandemien oder Antibiotikaresistenzen sind reale Gefahren, die wir nicht komplett vermeiden, die wir aber reduzieren und auf die wir uns vorbereiten können.“
Das neue Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) analysiert aus nationaler und europäischer Perspektive eine Reihe von Beispielen für gesundheitsbezogene Umweltbelastungen wie hohe Krankheitslasten durch Feinstaub, die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen durch die landwirtschaftliche Tierhaltung, die Gesundheitsrisiken von Chemikalien am Beispiel der PFAS und nicht zuletzt die Gesundheitsfolgen von Hitze. Als Orientierungsrahmen für eine künftige gesundheitsbezogene Umweltpolitik schlägt der SRU das Leitbild „Ökosalute Politik“ vor. Dieses Leitbild umfasst übergreifende Grundsätze wie Umweltschutz als eine Voraussetzung für Gesundheit und Freiheit, Einhaltung der planetaren Belastungsgrenzen durch gesundheitsbezogene Umweltpolitik, Schutz und Förderung der menschlichen Gesundheit durch eine intakte, gesunde Natur und Schaffung möglichst sicherer und gesundheitsfördernder Lebensbedingungen für alle Menschen. Der SRU sieht alle Politikbereiche und -ebenen gefordert, geeignete politische Rahmenbedingungen für ein umwelt- und gesundheitsgerechtes Leben und Wirtschaften zu setzen.
Hintergrund
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) wurde 1971 als unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium der Bundesregierung zu Umweltfragen eingerichtet. Gemäß seiner rechtlichen Grundlage begutachtet er die jeweilige Situation der Umwelt und deren Entwicklungstendenzen sowie umweltrelevante politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aktivitäten. Er soll Fehlentwicklungen benennen und Möglichkeiten zur Vermeidung oder Beseitigung von Umweltproblemen aufzeigen.
Zwei globale Trends, zum einen die Zunahme lebensstilbedingter Erkrankungen und zum anderen die Belastungen der menschlichen Gesundheit durch die negativen Auswirkungen der Klima-, Biodiversitäts- und Schadstoffkrise, bewogen sowohl den SRU als auch den WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) zur gleichen Zeit, die gekoppelte Umwelt- und Gesundheitskrise zum Gegenstand ihrer aktuellen Gutachten zu machen.
Am 14. Juni 2023 nahmen Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Judith Pirscher das WBGU-Hauptgutachten „Gesund leben auf einer gesunden Erde“ entgegen.
SRU und WBGU stellen im Rahmen der Fachkonferenz „Gesundes Leben in einer gesunden Umwelt – Herausforderungen und Perspektiven lokal bis global“ am 19.06.2023 (16-20 Uhr) ihre Gutachten der Öffentlichkeit vor. Die Veranstaltung beleuchtet das Thema aus der komplementären Perspektive beider Räte.