Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
Über lange Zeit hinweg geriet die Pflegedokumentation durch einen immer kleinteiligeren Detaillierungsgrad zu einer wachsenden Belastung des pflegerischen Alltags und der Pflegenden. Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit wurde daher 2013 ein Lösungsvorschlag in Zusammenarbeit mit Expertengruppen aus Praxis, Wissenschaft, Management, Vertretung der Länder und Prüfinstanzen entwickelt.
Es entstand das „Strukturmodell“ als eine Grundlage zur Umsetzung des Pflegeprozesses in Pflegeeinrichtungen gemäß SGB XI. Mit den damit eingeführten Maßnahmen zur Entbürokratisierung in der Pflege kann die Pflegedokumentation ambulant und stationär effizienter gestaltet werden:
- Die schriftliche Darstellung des Pflegeprozesses wird durch die Grundstruktur der Pflegedokumentation auf vier Schritte reduziert. Kern des Modells ist die Strukturierte Informationssammlung (SIS), die zu Beginn des Pflegeprozesses anhand von definierten Themenfeldern erfolgt und gemeinsam von der pflegebedürftigen Person und der Pflegefachkraft zur Einschätzung der individuellen Situation durchgeführt wird.
- Durch die zusätzliche übersichtliche Erfassung der pflegerischen Risiken und Phänomene zu Beginn des Pflegeprozesses in der SIS und eine darauf aufbauende Maßnahmenplanung sowie die Festlegung von Evaluationsdaten ist die Qualität der pflegerischen Versorgung gesichert.
- Zentral für das Strukturmodell ist einerseits die systematische Berücksichtigung der persönlichen Perspektive der pflegebedürftigen Person. Andererseits erfolgt eine Rückbesinnung auf die Fachkompetenz der Pflegefachkräfte: Auf schematische Dokumentationsroutinen und Einzelleistungsnachweise für wiederkehrende Abläufe in der Grundpflege und Betreuung im Berichteblatt wird verzichtet, stattdessen wird stärker der professionellen Einschätzung der Pflegefachkraft vertraut. Gesetzlich wurde sichergestellt, dass die erreichte Zeiteinsparung nicht zu einer niedrigeren Pflegevergütung führen darf, sondern für die Pflege zur Verfügung steht. Das entlastet die Pflegekräfte, stärkt die Motivation und setzt Ressourcen für die eigentlichen Pflegeaufgaben frei.
Seit November 2017 führen die Trägerverbände der Langzeitpflege auf Bundesebene das Projekt in eigener Verantwortung fort. Die Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, Claudia Moll, unterstützt die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation weiterhin als Schirmherrin. Interessierte ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen können sich an das Projektbüro sowie die Ansprechpartner der Trägerverbände wenden.
Neben organisatorischen Aufgaben, koordiniert das Projektbüro auch fachliche Arbeitsgruppen, in denen Vertretende der relevanten Organisationen zusammenarbeiten. Über die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse informiert das Projektbüro auf der Internetseite www.ein-step.de. Dort finden Sie auch viele weiterführenden Informationen und Dokumente.
Aktuell wird von einer Umsetzung des Konzepts des Strukturmodells in bis zu 80 % der Einrichtungen der Langzeitpflege ausgegangen.