Vernachlässigte Tropenerkrankungen
Unter vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases/NTDs) im engeren Sinne fallen gemäß der WHO-Definition 21 Infektionskrankheiten und Schlangenbissverletzungen, die insbesondere in ärmeren Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen und tropischem Klima auftreten. Hierzu zählen u.a. die Afrikanische Schlafkrankheit, Bilharziose, Chagas, Leishmaniose, Tollwut und das Dengue-Fieber (neu: Noma (12/2023)). Mehr als 1,65 Milliarden Menschen sind weltweit an ihnen erkrankt, viele Millionen Menschen sterben jährlich an ihren Folgen.
Vernachlässigte Tropenerkrankungen haben somit eine hohe Bedeutung für die globale Gesundheit. Auftreten und Verbreitung der Krankheiten können dabei nur begrenzt auf die klimatischen Bedingungen zurückgeführt werden. Weitere wesentliche Gründe für die hohe Krankheitslast der vernachlässigten Tropenerkrankungen sind vor allem fehlende oder unter eingeschränkten Ressourcen nicht einsetzbare Medikamente und Impfstoffe. Es bestehen kaum wirtschaftliche Anreize zur Entwicklung dieser Medikamente und Impfstoffe, da die Wirtschaftskraft in den betroffenen Ländern gering ist. Zudem trägt ein fehlender oder erschwerter Zugang zu Gesundheitsleistungen zur mangelnden Versorgung bei. Auch schwach entwickelte Hygienestandards und ein nicht ausreichender Zugang zu sauberem Wasser sind Ursache für viele Erkrankungen. Eine Verbesserung der Situation ist dann möglich, wenn die unterschiedlichen Faktoren berücksichtigt werden.
Die deutsche Bundesregierung unterstützt die Prävention und Bekämpfung von Vernachlässigten Tropenkrankheiten seit Jahrzehnten und bekräftigt ihre Unterstützung international in den entsprechenden Foren u.a. mit der Unterstützung der Roadmap “Ending the neglect to attain the Sustainable Development Goals: a road map for neglected tropical diseases 2021–2030”.
Das BMG fördert über das Global Health Protection Programme (GHPP) Maßnahmen im Bereich der internationalen Gesundheitssicherheit, die u. a. der NTD-Bekämpfung dienen.
Das BNITM ist das deutsche Hauptforschungsinstitut in der Bekämpfung der NTDs und forscht zu verschiedenen vernachlässigten Tropenkrankheiten, darunter Leishmaniose, Schlangenbissen, Bilharziose und weitere Wurminfektionen. Gemeinsam mit dem Land Hamburg erbringt das BMG die Grundfinanzierung des BNITMs im Rahmen der institutionellen Förderung.
Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützen BMG und BMZ aktuell (2021 - 2024) das Expanded Special Project for Elimination of Neglected Tropical Diseases (ESPEN). Die Bundesregierung fördert die Weltorganisation für Tiergesundheit (WAHO) bei der Umsetzung des Vorhabens „One Health approach to Rabies and Transboundary Animal Diseases“ zur Tollwutbekämpfung in Namibia und Kamerun.
Seit 2011 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Forschungsförderung im Rahmen seines Förderkonzeptes für vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten kontinuierlich ausgebaut und ist mittlerweile größter deutscher Förderer in diesem Bereich.