Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/AIDS (UNAIDS)

Hintergrund

Im Jahr 1994 wurde das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/AIDS (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS, UNAIDS) gegründet. Der Hauptsitz des UNAIDS Sekretariats liegt in Genf mit weiteren globalen Zentren in Bangkok, Bonn, Johannesburg und Nairobi, die unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte haben. Darüber hinaus verfügt UNAIDS über sechs Regionalbüros und ist in mehr als 70 Staaten mit Länderbüros vertreten. Im System der Vereinten Nationen (VN) kommt UNAIDS eine besondere Rolle zu, da es als Gemeinsames Programm die Erfahrung und das Fachwissen von elf thematisch involvierten VN-Organisationen (UNAIDS Co-Sponsoren) vereint. UNAIDS fungiert dabei als Sekretariat für die Koordination der gemeinsamen Bekämpfung von HIV/AIDS entlang gemeinsamer Ziele, Budgetlinien und Rechenschaftslegung. Zudem ist UNAIDS die einzige VN-Organisation, in deren Verwaltungsrat die Zivilgesellschaft vertreten ist.

Arbeitsweise von UNAIDS

UNAIDS hat sich dem Ende der weltweiten HIV/AIDS Pandemie bis 2030 verschrieben. Dabei konzentriert sich UNAIDS auf epidemiologische Datenerhebungen, politische Interessenvertretung, Netzwerkaufbau, Stärkung der Zivilgesellschaft, Mobilisierung von Ressourcen und technische Unterstützung in den Mitgliedsstaaten. Mit der Umstrukturierung 2021 wurden folgende globale Praxisbereiche eingeführt: (1) Daten für Wirkung, (2) Gleichheit und Rechte für alle, (3) Gerechte Finanzierung, sowie (4) Wissenschaft, Dienstleistungen und Systeme für alle. UNAIDS wird häufig als strategischer Kompass der globalen Antwort auf HIV/AIDS bezeichnet, an dem sich andere Akteure orientieren können. So ist UNAIDS federführend für die alle fünf Jahre stattfindende Erarbeitung der Globalen AIDS Strategie (GAS) verantwortlich, die sowohl von den VN und ihren Mitgliedstaaten als auch von anderen globalen Akteuren wie dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria als Leitlinie in der HIV/AIDS Bekämpfung angesehen wird. Die GAS setzt strategische Prioritäten und formuliert Handlungsempfehlungen und Ziele für zentrale Bereiche, darunter HIV‑Prävention, HIV‑Testung und -Behandlung, Integration von HIV-Dienstleitungen in die bestehende Gesundheitsversorgung, Eliminierung von Mutter‑Kind‑Übertragung von HIV sowie die Bekämpfung von Stigma, Diskriminierung und Geschlechterungleichheit.

Im Einklang mit der GAS, nimmt UNAIDS bestehende Ungleichheiten in den Fokus, um Lücken zu schließen, die Fortschritte bei der Bekämpfung von HIV/AIDS verhindern. Dabei befasst sich UNAIDS verstärkt mit besonders von HIV betroffenen Gruppen. Dazu zählen u.a. junge Frauen und Mädchen, Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, Männer, die Sex mit Männern haben, transgeschlechtliche Personen, injizierende Drogengebrauchende, Menschen in Haft und ihre jeweiligen Sexualpartnerinnen und -partner. Die genannten Gruppen sind nicht nur einem erhöhten HIV-Risiko ausgesetzt, sondern haben aufgrund von Stigmatisierung, Diskriminierung und Kriminalisierung häufig auch erschwerten Zugang zu Gesundheitssystemen. Daher tritt UNAIDS vehement für die Achtung der Menschenrechte, den allgemeinen Zugang zu Gesundheitssystemen sowie die Aufhebung diskriminierender Gesetze ein und verfolgt dabei einen gemeinschaftsorientierten Ansatz.

Erfolge und Herausforderungen in der globalen Antwort auf HIV

Durch das gemeinsame globale Engagement ist es gelungen, die Anzahl der AIDS-bedingten Todesfälle seit dem Höhepunkt im Jahr 2004 um 68 Prozent von 2 Mio. auf 0,65 Mio. im Jahr 2021 zu reduzieren. Auch die Zahl der HIV-Neuinfektionen konnte seit dem Höhepunkt im Jahr 1996 um 54 Prozent von 3,2 Mio. auf 1,5 Mio. im Jahr 2021 gesenkt werden. Ende des Jahres 2021 lebten ca. 38,4 Mio. Menschen mit HIV, von denen etwa 75 Prozent Zugang zu antiretroviraler Behandlung hatten. Dennoch kannten nach wie vor 5,9 Mio. Menschen mit HIV ihren HIV-Status nicht und 25 Prozent der Menschen mit HIV erhielten nicht die erforderliche Behandlung.

Die globale Antwort auf HIV/AIDS ist in den letzten Jahren aufgrund zahlreicher paralleler Krisen ins Stocken geraten, sodass wieder steigende Infektionszahlen zu beobachten sind. Besorgniserregend sind dabei vor allem die derzeitigen Anstiege in Lateinamerika, dem Mittleren Osten, Nordafrika, Osteuropa, Zentralasien und Asien-Pazifik sowie das unverhältnismäßig hohe Infektionsrisiko für junge Frauen und Mädchen in Subsahara‑Afrika sowie unter Drogengebrauchenden in Osteuropa und Zentralasien.

Rolle Deutschlands bei UNAIDS

Seit Gründung unterstützt die Bundesregierung UNAIDS tatkräftig und stellt personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Seit 2017 zählt Deutschland zu den zehn größten Gebern von UNAIDS. Darüber hinaus engagiert sich Deutschland im Verwaltungsrat von UNAIDS, dem Programme Coordinating Board (PCB). Von Juli 2021 bis Dezember 2023 saß Deutschland der gemeinsamen Stimmrechtsgruppe mit Frankreich, Liechtenstein und Monaco vor und war damit direkt im PCB vertreten. Der Vorsitz in der Stimmrechtsgruppe rotiert regelmäßig zwischen den Mitgliedern, 2024 hat Frankreich den Vorsitz übernommen. Im PCB setzt sich Deutschland v.a. für HIV Primärprävention, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte, umfangreiche Sexualaufklärung und einen menschenzentrierten und menschenrechtsbasierten Ansatz ein. Im Jahr 2023 hatte Deutschland den PCB Vorsitz inne und hat sich u.a. für eine weitere Stärkung der Transparenz und Rechenschaftspflicht von UNAIDS stark gemacht.

Sollten Sie an weiterführenden Informationen zu UNAIDS interessiert sein, besuchen Sie gerne das UNAIDS Ergebnis- und Transparenzportal. Dort können Sie u.a. Fortschritts- und Länderberichte einsehen.

Stand: 19. November 2024

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