Prädiktoren, Verlauf und Folgen psychischer Auffälligkeiten bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland"
Die BELLA-Studie ist das Modul zur psychischen Gesundheit des repräsentativen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys KiGGS des Robert Koch-Instituts. Nach der Basiserhebung (2003 bis Mai 2006) fanden in der BELLA-Studie zwei weitere Befragungs-Wellen statt (2004 bis 2007 und 2005 bis 2008). Die dritte BELLA-Welle (BELLAplus) wurde von 2009 bis 2012 gemeinsam mit der ersten KiGGS-Welle durchgeführt.
Ziel der BELLA-Studie ist die Analyse von Auftretenshäufigkeiten, Entwicklungsverläufen und relevanten Determinanten psychischer Auffälligkeiten sowie die Inanspruchnahme von Leistungen des Versorgungssystems. Die überwiegende Mehrheit der Befragten in BELLAplus stellt sich als psychisch unauffällig dar. Insgesamt konnten bei 11,1% der Mädchen und 15,4% der Jungen im Alter von 9 bis 17 Jahren Hinweise auf psychische Auffälligkeiten festgestellt werden. Der Anteil an Befragten, deren psychische Auffälligkeiten chronifizieren, beträgt knapp 3%. Sie sind zu mindestens drei Messzeitpunkten auffällig und damit als dauerhaft auffällig einzustufen. Hinsichtlich Risiken und Schutzfaktoren wurde das Vorliegen elterlicher Psychopathologie als Risikofaktor für eine depressive Symptomatik identifiziert, wohingegen Selbstwirksamkeit, ein positives Familienklima und soziale Unterstützung Schutzfaktoren sind, die das Risiko einer Erkrankung und die Schwere bereits bestehender depressiver Symptomatik mindern. Zudem konnte festgestellt werden, dass psychische Auffälligkeiten langfristig mit negativen Auswirkungen einhergehen können. Dauerhaft bestehende psychische Auffälligkeiten gehen bei beiden Geschlechtern mit einer Verminderung der Lebensqualität und verminderten schulischen Erfolgen einher. Nur 56,1% der Betroffenen geben an, aufgrund einer diagnostizierten psychischen Erkrankung in Behandlung zu sein, wobei Mädchen etwas häufiger entsprechende Hilfe annehmen. Die Behandlungsquote nimmt mit steigendem sozioökonomischem Status zu. Die Mehrzahl der von psychischen Auffälligkeiten Betroffenen wählt ihr näheres Umfeld als ersten Ansprechpartner. Das Erkennen eines Behandlungsbedarfs und entsprechende Aufsuchen von Versorgungsangeboten liegt oft in den Händen der Familie und Eltern. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit von Psychoedukation und Antistigmatisierungsarbeit vor allem bei den Eltern. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass viele Betroffene Hilfe bei einem Lehrkörper suchen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Hilfestellungen im schulischen Bereich. Insgesamt kann herausgestellt werden, dass ein multidisziplinärer Ansatz ein wichtiger Faktor im Rahmen von Präventionsmaßnahmen ist.