Gesundheitswirtschaft im Überblick
Zur Leistungsfähigkeit der Gesundheitswirtschaft tragen viele Akteure bei. Der Kernbereich, auch erster Gesundheitsmarkt genannt, umfasst den Bereich der "klassischen" Gesundheitsversorgung, die größtenteils durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV) einschließlich Pflegeversicherung finanziert werden.
Als zweiter Gesundheitsmarkt werden alle privat finanzierten Produkte und Dienstleistungen rund um die Gesundheit bezeichnet. Dabei ist die Zuordnung, welche Waren und Dienstleistungen einen Bezug zur Gesundheit aufweisen, nicht klar definiert und teilweise umstritten. Der zweite Gesundheitsmarkt umfasst nach allgemeinem Verständnis freiverkäufliche Arzneimittel und individuelle Gesundheitsleistungen, Fitness und Wellness, Gesundheitstourismus sowie – zum Teil – die Bereiche Sport/Freizeit, Ernährung und Wohnen.
Außenwirtschaft
Im Jahr 2023 betrugen die Exporte der deutschen Gesundheitswirtschaft über 159,4 Milliarden Euro – und damit 8,1 Prozent der Gesamtexporte. Vor allem die industrielle Gesundheitswirtschaft prägt den Außenhandel mit 143,1 Milliarden Euro und somit fast 90 Prozent der Gesamtexporte der Gesundheitswirtschaft. Humanarzneimittel, Medizintechnik und Medizinprodukte machen mehr als drei Viertel der Exporte der Gesundheitswirtschaft aus. In den letzten zehn Jahren wuchsen die Exporte der Gesundheitswirtschaft um durchschnittlich 4,8 Prozent pro Jahr.
Die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft sind im Export gut positioniert, wobei die Globalisierung die Unternehmen jedoch vor neue Herausforderungen stellt. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist es häufig schwierig, die Marktmechanismen im Ausland zu durchdringen und einen Marktzugang zu finden.
Perspektiven der Gesundheitswirtschaft
Die demografische Entwicklung in Deutschland, der medizinisch-technische Fortschritt und das wachsende Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung führen zu einer zusätzlichen Nachfrage an herkömmlichen professionellen Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Betreuung, aber auch an Produkten und Dienstleistungen des zweiten Gesundheitsmarktes.
Die Sonderauswertungen der DIHK zur wirtschaftlichen Lage und zu den Perspektiven der Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ergaben, dass angesichts der zuletzt rückläufigen Energiepreise sowie abnehmender Materialengpässe sich die Geschäftslage in der Gesundheitswirtschaft stabilisiert hat. Dennoch bestehen aus Sicht der Unternehmen weiterhin strukturelle Risiken wie hohe Kosten, die nicht an Kunden weitergegeben werden können, und bürokratische Hürden. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der demografische Wandel, der in der Gesundheitswirtschaft zwar auch auf der Nachfrageseite wirkt, aber auch ein größer werdendes Risiko in Form eines drohenden Fachkräftemangels darstellt.
Die Gesundheitswirtschaft ist eine Hightech-Branche und ist ein Wachstumstreiber am Innovationsstandort Deutschland. Die industrielle Gesundheitswirtschaft trägt dabei zur positiven Entwicklung der gesamten Branche bei. Die überdurchschnittlichen Wachstumsraten im Bereich Digital Health mit wesentlichen Ausstrahleffekten auf die Gesamtwirtschaft, aber auch der Pharmaindustrie verdeutlichen das Potential für weiteres Wachstum. Gefördert wird dieser Prozess durch Clusterbildung: Es entstehen Synergieeffekte, wenn in der Nähe bereits bestehender Standorte neue entstehen, weil der neue Standort von dort unterstützt werden kann und bewährte Lieferanten zum Zug kommen.
Die gezielte Förderung der Forschung und Entwicklung (F&E) der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) hat nicht nur unmittelbar positive Auswirkungen auf Beschäftigung innerhalb der Branche, sondern wirkt sich auch auf die gesamte Wirtschaft sowie deren Produktionskraft im internationalen Vergleich aus. Die Bruttowertschöpfung pro Arbeitnehmer in der industriellen Gesundheitswirtschaft liegt deutlich über dem Niveau der Gesundheitswirtschaft insgesamt. Hinzu kommt ihr gesellschaftlicher Nutzen, die Gesunderhaltung der Bevölkerung, der durch die Entwicklung innovativer Produkte ermöglicht und vorangetrieben wird. Demnach ist die Pharmaindustrie nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die forschungsintensivste Branche am Standort Deutschland. Jeder 6. Euro des Pharmaumsatzes fließt in die Innovationsausgaben