„Ich lerne aus Einzelfällen“

Spahn im Lesergespräch

„Mich berühren die individuellen Probleme von Menschen, die auf mich zukommen. Und ich lerne aus Einzelfällen, wo strukturelle Probleme liegen.“ In dieser Woche hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn reichlich Gelegenheit, direkt mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen: Ein Bürgerdialog in Ludwigsburg, Besuche in Pflegeheimen und bei Notfallsanitätern und eine Leser-Diskussion bei den Badischen Neusten Nachrichten boten eine willkommene Abwechslung zum Berliner Politik-Betrieb.

29. März 2019
Spahn beim Redaktionsbesuch
Spahn beim Redaktionsbesuch
Spahn beim Redaktionsbesuch
Spahn beim Redaktionsbesuch

Die Zeitung aus Karlsruhe lud zwölf Leserinnen und Leser dazu ein, mit dem Minister über die aktuellen Herausforderungen der Gesundheitspolitik zu sprechen und ihre ganz persönliche Sicht auf Alltagsprobleme zu schildern. Unter ihnen waren Pflegeschüler und Altenpfleger, Rentner, Pensionäre und Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen. Eine gute Stunde lang sprachen sie mit Spahn über Arbeitsbedingungen in der Pflege, das lange Warten auf einen Arzttermin und ihren Arbeitsalltag. "Deutschland hat sicherlich eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Trotzdem gibt es Probleme, die wir anpacken müssen. Mein Ziel ist, den Alltag von Patienten und den Beschäftigten im Gesundheitswesen spürbar besser zu machen“, erklärte Spahn.

Image von Pflegekräften verbessern

Ein Thema, das viele Leser beim Talk beschäftigte: die Situation in der Pflege. "Wenn ein Kind zu seinen Eltern sagt: ‚Ich möchte Pfleger werden‘, dann ist die Reaktion heute häufig: ‚Oh Gott, mach das lieber nicht‘“, sagte Spahn. „Das müssen wir ändern. Und das geht vor allem dadurch, dass wir erst die Arbeitsbedingungen spürbar verbessern. Pflegekräfte brauchen planbare Arbeitszeiten und eine faire Bezahlung. Dann ändert sich mittelfristig auch das Ansehen dieses Berufs in unserer Gesellschaft." Dafür sei aber auch entscheidend, wie Pflegekräfte selbst über ihren Beruf sprechen. Denn sie sind die besten Multiplikatoren: "Die Wertschätzung für die Pflege zu verbessern, das schaffe ich nicht ohne Sie. Dafür braucht man vor allem Menschen, die in der Pflege arbeiten."

Um die Pflege in Deutschland spürbar besser zu machen, arbeitet das von Spahn geführte Bundesgesundheitsministerium Schritt für Schritt an konkreten Verbesserungen für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und Pflegepersonal. Spahn:Wir haben 13000 neue Stelle in der Altenpflege geschaffen. Und im Krankenhaus haben wir dafür gesorgt, dass jede neue Pflegestelle finanziert wird. Da sagen natürlich einige, das sei zu wenig. Das weiß ich auch. Aber wir müssen diese Stellen erst einmal besetzen. Dann können wir weitersehen.“ Die eine Lösung, die alles besser mache, gebe es nun einmal nicht: „Wir müssen alle Register ziehen, etwa auch um Fachkräfte aus dem Ausland werben.“

Digitale Patientenakte ab 2021

Neben der Pflege war auch die Digitalisierung der Gesundheitsbranche ein vieldiskutiertes Thema. Das Tempo sei ihm hier viel zu langsam, so Spahn. Ab 2021 soll endlich die digitale Patientenakte kommen. Und: „Jeder, der will, soll die Daten auch auf seinem Smartphone haben können." Das Terminservice-Gesetz, das kürzlich im Bundestag verabschiedet wurde, schafft dafür die Grundlage. Krankenkassen sind ab dem 1. Januar 2021 verpflichtet, ihren Versicherten eine digitale Patientenakte zur Verfügung zu stellen.

Nach gut einer Stunde fiel das Fazit der Leserinnen und Leser positiv aus: Es sei ein Gespräch auf Augenhöhe gewesen, Spahn habe ihre Anliegen ernst genommen. Der wiederum freute sich über den Zuspruch: "Mir ist auch wichtig, ob das wahrgenommen wird, was wir tun. Deshalb ist der persönliche Kontakt zu den Menschen wichtig."

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