Kartenbasierte Dokumentation von Indexpatienten (KADOIN)

Ressortforschung im Handlungsfeld „Digitalisierung“

Kontaktnachverfolgung mit der KADOIN-Anwendung (Bildquelle: juststock/iStockphoto)

Motivation

Die kommunalen Gesundheitsämter spielen in Deutschland bei der Eindämmung der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle. Sie erfassen SARS-CoV-2-erkrankte Personen und deren Kontaktpersonen, um Infektionsketten nachzuverfolgen und möglichst rasch zu unterbrechen. Ein Werkzeug, um Kontaktpersonen und Orte des Kontakts zu identifizieren, ist dabei die telefonische Befragung der Erkrankten. Nachteil dieser Selbstauskünfte sind die hohe zeitliche Belastung für die Gesundheitsämter sowie die Schwierigkeit für die Befragten, eine detaillierte Angabe der Kontakte und Orte der vergangenen14 Tage wiederzugeben. Darüber hinaus sind diese Telefoninterviews mit einem hohen personellen Aufwand verbunden und belasten die Gesundheitsämter in der Pandemiesituation zusätzlich.

Ziele und Vorgehen

Ziel des Projekts ist es, ein ressourcenschonendes und effizientes Dokumentationssystem für die lokalen Gesundheitsämter und direkt für SARS-CoV-2-Erkrankte zu entwickeln. Dieses System soll dabei unterstützen, Kontaktpersonen und Aufenthaltsorte von Betroffenen schnell und intuitiv zu erfassen. Dafür können zwei Möglichkeiten der Datenerfassung genutzt werden: zum einen das manuelle Erfassen von Aufenthaltsorten und den damit verbundenen Personen; zum anderen der Import eines vielfach ohnehin im Smartphone aufgezeichneten Bewegungsprofils. Beispielsweise kann eine positiv getestete Person die im Bewegungsprofil hinterlegten Orte in die Anwendung importieren und als Basis für ein situatives Gedächtnisprotokoll nutzen. Unterstützt durch diese Daten können betroffene Personen ihre Kontaktpersonen schneller, effizienter und vollständiger identifizieren. So wird die Qualität der Nachverfolgung von Kontaktpersonen und Infektionsketten verbessert.

Perspektiven für die Praxis

Die Ergebnisse des Projekts haben direkte Implikationen im Rahmen der Eindämmungsstrategien in der Corona-Pandemie. Die Gesundheitsämter werden in einer ihrer zentralen Aufgabenunterstützt, nämlich dem Erfassen von Infizierten und dem damit verbundenen Personenkontaktmanagement. Neben dem Feststellen von Infektionsquellen erleichtert die Anwendung das Führen eines Symptomtagebuchs zur Selbstkontrolle für Patientinnen und Patienten. Zudem ergeben sich durch das systemgestützte Nachverfolgen von Erkrankten verbesserte Möglichkeiten, um potenziell ebenfalls infizierte Menschen zu beraten und auch zu diagnostizieren. Die lokalen Testzentren könnten dadurch effizienter auf das aktuelle Infektionsgeschehen reagieren. Der Nutzen des Projekts geht über die Corona-Pandemie hinaus. Das Nachverfolgen von Übertragungswegen ist mit dem zu entwickelnden System auch bei anderen Krankheiten möglich, wie beispielsweise bei Influenza oder Tuberkulose.

Fakten zum Projekt

Projektleitung

Medizinische Hochschule Hannover
Dr. Gernot Beutel
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover

Projektlaufzeit

02.04.2020 bis 31.12.2020

Projektbeteiligte

Ubilabs GmbH

Ansprechperson

Jacqueline Kalb

DLR Projektträger

projekttraeger-bmg(at)dlr.de 

Stand: 4. Dezember 2020

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