Entwicklung und Anwendung eines präzisen Algorithmus für die Früherkennung von Non-Respondern zur Diagnostik und Therapie der Major Depressive Disorder (PROMPT)
Ressortforschung im Handlungsfeld „Gesundheitsversorgung“, Förderschwerpunkt „ERA PerMed“
Motivation
Die Depression bzw. schwere Depression (Major Depressive Disorder, MDD) ist die weltweit häufigste psychiatrische Erkrankung mit enormen sozioökonomischen Auswirkungen. Nur etwa ein Drittel der Betroffenen spricht auf die erste medikamentöse Therapie an. Etwa 30% der Erkrankungen werden als therapieresistente Depression (TRD) eingestuft, die mit spezifischen klinischen und genetischen Merkmalen verbunden sind.
Ob eine bestimmte medikamentöse Therapie ansprechen wird, konnte unter Betrachtung einzelner molekularer Marker bisher nur begrenzt vorausgesagt werden. Eine Analyse mittels fortschrittlicher mathematischer Methoden von unterschiedlichen diagnostischen Markern könnte die Wahl einer individuell passenden Medikation (personalisierte Therapie) fördern und somit die Wirksamkeit von Therapien bei Depression (MDD/TRD) erhöhen.
Ziele und Vorgehen
Ziel des internationalen Vorhabens ist die Entwicklung eines präzisen Algorithmus auf Basis unterschiedlicher diagnostischer Marker, um Erkrankte, welche nicht auf die Medikation ansprechen, früh zu erkennen und ggf. alternative (medikamentöse) Therapien einzuleiten. Methodisch ist die Studie in zwei Phasen eingeteilt: In der ersten Phase sollen 300 bereits rekrutierte MDD-Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden, von denen die eine Hälfte gut auf eine medikamentöse anspricht und die andere Hälfte nicht. Diese Daten sollen genutzt werden, um einen innovativen Algorithmus für die Vorhersage des Behandlungsergebnisses bei MDD zu entwickeln. In der zweiten Phase wird eine neue Kohorte von 300 MDD Patientinnen und Patienten rekrutiert und ebenfalls der Diagnostik unterzogen. Mittels der erhobenen Daten soll im Anschluss die Vorhersageverlässlichkeit des Algorithmus unter realen Bedingungen getestet werden.
Das von deutscher Seite durch das BMG geförderte Vorhaben innerhalb des internationalen Konsortiums hat zum Ziel, Patientinnen und Patienten zu rekrutieren, die Patientensicht bei der Implementierung des von den Verbundpartnern entwickelten Algorithmus einzubinden und eine darauf basierende personalisierte Diagnostik und Therapie zu entwickeln.
Perspektiven für die Praxis
Bei erfolgreicher Umsetzung des Projekts könnte der zu entwickelnde medizinische Algorithmus zu einer personalisierten Therapie bei MDD beitragen. Dadurch könnten Therapieoptionen im Vorhinein hinsichtlich ihrer zu erwartenden Wirksamkeit beurteilt und eingesetzt werden. Hier könnte ein erheblicher Fortschritt bei der individuellen Therapiewahl und auch bei der Dosierung von antidepressiv wirkenden Medikamenten erreicht werden. Letztlich wäre eine zielgerichtete Therapie sowohl für Betroffene selbst als auch für das Gesundheitssystem ein großer Erfolg. Weiterhin könnten durch dieses Forschungsprojekt neue prädiktive Biomarker zur Wirksamkeit von Antidepressiva identifiziert werden, die das Forschungsfeld erweitern.
Fakten zum Projekt
Projektleitung
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Klinik für Psychische Gesundheit
Prof. Dr. Bernhard Baune
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149 Münster
Projektlaufzeit
01.05.2021 - 30.04.2024
Projektbeteiligte
• Istituto Centro San Giovanni di Dio Fatebenefratelli, Brescia, Italien
• Sorbonne Université, Paris, Frankreich
• Center for Genomic Regulation, Barcelona, Spanien
• Fundació Institut Mar d'Investigacions Mèdiques, Barcelona, Spanien
• University of Cagliari, Cagliari, Italien
• Poznan University of Medical Sciences, Posen, Polen
Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „ERA PerMed“.
Ansprechperson
Dr. Fabian Gondorf
DLR Projektträger
Weitere Informationen
-
Handlungsfeld „Digitalisierung“
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens und ihre Auswirkungen u. a. auf die Patientinnen- und Patientenversorgung bietet große Chancen. Hier erfahren Sie mehr zum gesundheitspolitischen Handlungsfeld „Digitalisierung“.
-
Überblick Forschungsschwerpunkte
Das BMG fördert neben Einzelvorhaben insbesondere Forschungsaktivitäten zu übergreifenden Themen. Die Förderschwerpunkte richten sich nach den Handlungsfeldern der Ressortforschung. Hier gelangen Sie zum Überblick.