Integrierte multiprofessionelle Primärversorgung für schwer betroffene Patienten mit Post COVID Syndrom (INCAP)
Ressortforschung im Handlungsfeld „Gesundheitsversorgung“, Querschnittsthema „Long-/Post-COVID“, Förderschwerpunkt „Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)“
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Projektleitung
Universitätsklinikum Tübingen
Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung
Prof. Dr. Stefanie Joos
Osianderstr. 5
72076 Tübingen
Projektlaufzeit
01.01.2025 bis 31.12.2028
Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Long-/Post-COVID“.
Projektbeteiligte
- Eberhard Karls Universität Tübingen
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Universität Heidelberg
- Universitätsklinikum Ulm
- Hochschule Reutlingen
- Kassenärztliche Vereinigung Baden-
Württemberg
Motivation
Nach viralen Infekten leiden manche Menschen über längere Zeit unter teils starken gesundheitlichen Beschwerden, dem sog. postakuten Infektionssyndrom (PAIS). Die Häufigkeit von Spätfolgen nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, dem sog. Post COVID-Syndrom, wird aktuell auf 6 bis 7 Prozent bei Erwachsenen geschätzt. Die beträchtliche Gesamtzahl der Betroffenen stellt eine erhebliche Herausforderung für das Gesundheitswesen dar, da derzeit sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie noch sehr große Wissenslücken bestehen. Dies birgt die Gefahr von Unter-, Über- sowie Fehlversorgung und erfordert daher dringend neue Versorgungskonzepte.
Ziele und Vorgehen
Ziel des Verbund-Modellvorhabens INCAP ist es, für die mittelgradig bis schwer von postakuten Infektionssyndromen (PAIS) Betroffenen regional passfähige, multidisziplinäre und -professionelle Versorgungsnetzwerke zu entwickeln. Dabei sollen spezifisch qualifizierte hausärztliche Schwerpunktpraxen die regionalen Anlaufstellen bilden. Diese werden bei der Koordination und in der Beratung der Betroffenen von Personen aus dem Case- und Care- Management (CCM) unterstützt. Die Schwerpunktpraxen und die vier Universitätskliniken Tübingen, Freiburg, Heidelberg und Ulm arbeiten dabei mittels digitaler Fallbesprechungen intensiv zusammen, um die Versorgung zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Betroffener anzupassen. Über digitale Fortbildungen und die enge Vernetzung erfolgt zudem ein stetiger Wissenstransfer von den Universitätskliniken in die Praxen und umgekehrt. So entstehen regionale Netzwerke, bei denen das CCM als Brücke zwischen den hausärztlichen Schwerpunktpraxen, den niedergelassenen Fachspezialisten, Universitätskliniken und weiteren an der Versorgung Beteiligten wie z. B. Ergo-, Logo- bzw. Physiotherapie fungiert. Das CCM übernimmt hierbei neben seiner direkt beratenden Funktion eine Lotsenfunktion und sorgt für optimale Informationsübermittlung sowie Begleitung im Versorgungsprozess der Betroffenen.
Perspektiven für die Praxis
Durch die Bildung der regionalen Netzwerke mit den hausärztlichen Schwerpunktpraxen und dem CCM im Zentrum sowie der engen Zusammenarbeit mit den vier Universitätskliniken in Baden-Württemberg können Menschen, die an Spätfolgen einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 oder anderen Infektionserkrankungen leiden, in strukturierter Form und wohnortnah umfassend versorgt werden. Damit soll – gegenüber der bestehenden Versorgung ‑ ein deutlicher Mehrwert für die Betroffenen in ihrem Lebensalltag entstehen.
Das Konzept wird dahingehend evaluiert, ob das Vorgehen langfristig in die Regelversorgung übernommen und so über die Landesgrenzen von Baden-Württemberg hinaus in andere Bundesländer übertragen werden kann. Die Ergebnisse sollen zudem bei der Weiterentwicklung der medizinischen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) berücksichtigt werden.