Etablierung einer barrierefreien digital-basierten regionalen Versorgungsstruktur für die adäquate Diagnostik und Therapie von PostCOVID (PROGRESS)
Ressortforschung im Handlungsfeld „Gesundheitsversorgung“, Querschnittsthema „Long-/Post-COVID“, Förderschwerpunkt „Erforschung und Stärkung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von COVID-19 (Long COVID)“
Projektleitung
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intern. Intensivmedizin
Prof. Dr. Bernhard Schieffer
Biegenstrasse 10
35037 Marburg
Projektlaufzeit
15.11.2024 bis 15.11.2027
Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Long-/Post-COVID“.
Motivation
Nach einer SARS-CoV-2-Infektion leiden manche Menschen noch Wochen, Monate oder gar Jahre unter teils starken gesundheitlichen Beschwerden. Dies wird als Long bzw. Post COVID bezeichnet und kann durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet sein. Diese Beschwerden können jedoch auch nach anderen viralen, bakteriellen oder parasitären Infektionen auftreten. In der medizinischen Versorgung von Menschen mit Long bzw. Post COVID fehlen geeignete Standards zur gesicherten Diagnostik dieser Krankheitsbilder. Dies erfolgt bisher durch den Ausschluss anderer Ursachen und ist daher ein zeitaufwändiger Prozess. Bisher gibt es keinen Test, der feststellt, ob die Beschwerden eine Folge der COVID-19-Erkrankung sind. Auch handelt es sich um ein Krankheitsbild, bei dem die Symptome sehr unterschiedlich aussehen können, was die Diagnose erschwert. Um Patientinnen und Patienten eine schnellstmögliche Behandlung zu ermöglichen, ist der Zugang zu Long und Post COVID-Ambulanzen essentiell.
Ziele und Vorgehen
Ziel des Vorhabens PROGRESS ist, im Zentrum für Postinfektiöse Syndrome (CEPIS) der Universitätsmedizin Marburg eine neuartige klinische Vorgehensweise zur Diagnostik unter Beteiligung verschiedener Fachabteilungen zu untersuchen. Durch eine interdisziplinäre Diagnostik soll es möglich werden, Behandlungsabläufe zu optimieren und zu standardisieren, eine telemedizinische Nachsorgeüberwachung zu etablieren und neue, regionale Therapiekonzepte zu entwickeln. Um diese Ziele zu erreichen, werden die einzelnen Marburger Post COVID-Ambulanzen (Pneumologie, Kardiologie, Psychiatrie, Neurologie) zu einem interdisziplinären Behandlungsknoten zusammengeführt. Dieser Knoten wird mit Hausarztpraxen verzahnt, um einen geschlossenen Versorgungskreislauf für Patientinnen und Patienten mit Post COVID in der Region bereitzustellen.
Perspektiven für die Praxis
Im Erfolgsfall können die Projektergebnisse dazu beitragen, Post COVID-Zustände valide und schnell zu diagnostizieren und die Betroffenen zielgerichtet in die bestmögliche Therapieoption einzusteuern. Pandemieerfahrungen können in neuartige medizinische Versorgungsstrukturen übersetzt werden und eine Patientenversorgung in Echtzeit zur Verbesserung des Patientenwohls erzielt werden. Das Projekt kann zudem im Rahmen der umfangreichen Biomarker-Analysen wichtige neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung, zu den teilweise sehr dynamischen Mechanismen im Symptomverlauf und zu neuen Therapieansätzen liefern.