Monitoring von hormonellen Wirkungen im Trinkwasser in Deutschland (HoWiTri)
Ressortforschung im Handlungsfeld „Gesundheitsförderung und Prävention“
Motivation
Laut deutscher Trinkwasserverordnung darf Trinkwasser nicht zu Schädigungen der menschlichen Gesundheit führen. Dies wird unter anderem durch die Überwachung potenziell schädlicher Substanzen gewährleistet, welche eine festgelegte Höchstkonzentration im Trinkwasser nicht überschreiten dürfen. Eine Gruppe von Wirkstoffen, die zwar potenziell schädlich sein kann, aber für die in Deutschland und der EU noch keine hinreichende Datenlage und Regulierung vorliegt, sind hormonaktive Substanzen. Diese können schon in sehr geringen Konzentrationen zu einer Veränderung des menschlichen Hormonhaushalts führen und somit zur Entstehung einer Vielzahl von Krankheiten wie Krebs und Diabetes mellitus beitragen. Da hormonaktive Substanzen aus vielen natürlichen sowie künstlichen Quellen stammen können, könnten sie über zahlreiche Eintragungswege auch ins Trinkwasser gelangen. Die aktuelle EU-Trinkwasserrichtlinie setzt daher zwei potenziell hormonaktive Substanzen als erste Substanzen auf eine EU-weit geltende Beobachtungsliste für Stoffe im Trinkwasser, welche zukünftig weiterentwickelt werden soll.
Gegenwärtig fehlen zur Entwicklung evidenzbasierter Regulierungen jedoch flächendeckende, repräsentative Daten zum Vorkommen von hormonaktiven Substanzen im Trinkwasser.
Projektleitung
Umweltbundesamt
Jochen Kuckelkorn
Heinrich-Heine-Str. 12
08645 Bad Elster
Projektlaufzeit
01.12.2022 bis 30.11.2024
Ansprechperson
Dr. Katja Nagler
DLR Projektträger
projekttraeger-bmg(at)dlr.de
Ziele und Vorgehen
Das Ziel des Projekts HoWiTri ist die Untersuchung des möglichen Vorkommens hormoneller Wirkungen im Trinkwasser in Deutschland. Hierzu sollen im Rahmen einer zweijährigen bundesweiten Probenahme- und Messkampagne Trinkwasserproben mittels wirkungsbasierter Untersuchungsverfahren untersucht und bewertet werden. Die Proben werden dabei aus den Hausleitungen von ca. 50 Haushalten gewonnen. Mittels humanzell-basierter Biotest-Methoden werden die Proben im Labor auf vier bis sechs hormonelle Wirkungspunkte untersucht. Bei Auffälligkeiten kann eine Untersuchung des Stoffinventars der Trinkwasserproben erfolgen.
Perspektiven für die Praxis
Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen bedarfsorientiert zur evidenzbasierten Weiterentwicklung regulatorischer bzw. technischer Vorgaben genutzt werden. So ist beispielsweise eine Erweiterung des Leitfadens „Gefährdungsbasiertes Risikomanagement für anthropogene Spurenstoffe zur Sicherung der Trinkwasserversorgung (Tox Box)“ möglich. Darüber hinaus können die Erkenntnisse zur faktenbasierten Beratung von politischen Entscheidungsträgern, Wasserversorgern und der Bürgerinnen und Bürger durch das Umweltbundesamt genutzt werden. Mit den erhobenen Messdaten wird zudem eine Bewertungsgrundlage für den möglichen Einsatz der im Projekt eingesetzten Messverfahren bei der regulären Trinkwasserüberwachung geschaffen. Somit trägt das Vorhaben HoWiTri zur Verbesserung der Trinkwassersicherheit in Deutschland bei.