Sexuelle Gesundheit und HIV/STI-Präventionsstrategien und -bedarfe von Sexarbeitenden
Ressortforschung im Handlungsfeld „Gesundheitsförderung und Prävention“
Projektleitung
Deutsche Aidshilfe e. V. (DAH)
Eléonore Willems
Wilhelmstraße 138
10963 Berlin
Projektlaufzeit
01.04.2022 bis 30.04.2024
Ansprechperson
Dr. Angela Steinbach
DLR Projektträger
projekttraeger-bmg(at)dlr.de
Motivation
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Sexarbeitende weltweit überproportional von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen (STI) betroffen sind. Vor allem einschränkende Gesetzgebungen und Verbote erhöhen das Risiko für eine HIV/STI-Infektion bei Sexarbeitenden. Neue HIV-Präventionsstrategien wie die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) beziehen kaum die Bedarfe von Sexarbeitenden ein. Zudem haben sich die Zugänge zu Testangeboten für HIV/STI und der gesundheitlichen Versorgung seit der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes in Deutschland verändert und waren während der COVID-19-Pandemie stark eingeschränkt. Insgesamt bestehen zahlreiche Lücken in der Prävention, Testung und Behandlung von HIV/STI unter Sexarbeitenden. Eine stärkere Einbindung von Sexarbeitenden in die Forschung und die Ausarbeitung von zielgruppenspezifischen Präventionsprogrammen können jedoch dazu beitragen, HIV/STI unter Sexarbeitenden wirkungsvoll zu bekämpfen.
Ziele und Vorgehen
Ziel des Projekts ist es, Erkenntnisse über das Präventionsverhalten sowie die Präventionsbedarfe von Menschen in der Sexarbeit zu gewinnen. Dabei sollen auch mögliche Auswirkungen des 2017 in Kraft getretenen Prostitutionsschutzgesetzes auf das Gesundheitsverhalten von Sexarbeitenden erfasst werden. In einem sogenannten partizipativen Forschungsprozess sollen gemeinsam mit Sexarbeitenden sowohl das individuelle Schutzverhalten, als auch die Nutzung von Präventions-, Test- und Behandlungsangeboten erhoben werden. Zudem sollen das Potenzial und die Hürden in Bezug auf die PrEP bei Sexarbeitenden ermittelt werden. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Erfahrungen von Sexarbeitenden aus unterschiedlichen Lebens- und Arbeitskontexten, unter Berücksichtigung geschlechtlicher Identitäten und Migrationskontexte. Es sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Bedarfen von Sexarbeitenden, aber auch Hürden in der Erreichbarkeit von gesundheitlichen Angeboten ermittelt werden, um darauf aufbauend Handlungsempfehlungen für die Ausgestaltung von Präventionsangeboten für Sexarbeitende zu formulieren.
Perspektiven für die Praxis
Die partizipative Einbindung von Sexarbeitenden in die Gestaltung von Präventionsangeboten kann dazu beitragen, die Praktiken, Erfahrungen und Gesundheitsstrategien dieser vielfältigen Zielgruppe besser zu verstehen und künftige Präventionsstrategien an den tatsächlichen Bedarfen auszurichten. Bedarfsgerechte Angebote mit erleichterten Zugängen können die Inanspruchnahme von Präventions- und Gesundheitsmaßnahmen steigern und HIV/STI-Infektionen unter Sexarbeitenden verhindern.