Leitlinien
Leitlinien sind systematisch entwickelte Handlungsempfehlungen, die Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten bei der Entscheidungsfindung über die angemessene Behandlung einer Krankheit unterstützen. Als wichtiges Instrument der evidenzbasierten Medizin geben sie den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der in der Praxis bewährten Verfahren wieder.
Die Ärztin oder der Arzt bekommt verlässliche Entscheidungshilfen an die Hand: Welche Diagnosemethoden haben sich bewährt, welche Arzneimittel haben ihren Nutzen in Langzeitstudien bewiesen, welche Therapien sind nachweislich wirksam? Damit Leitlinien diesen Anspruch erfüllen, müssen sie in regelmäßigen Abständen überarbeitet oder erneuert werden. Und idealerweise sollten sie nicht nur als medizinische Fachtexte, sondern auch in einer für die Patientinnen und Patienten verständlichen Form vorliegen (Patientenleitlinien).
Leitlinien werden in der Regel von den Vertretenden der Berufsgruppen, beispielsweise den wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften, erarbeitet. Leitlinien leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung. Die Bewertung von Leitlinien für wichtige Versorgungsbereiche gehört zu den wesentlichen Aufgaben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Grundsätzlich gilt, dass bei der Anwendung von Leitlinien immer auch die Situation des einzelnen Patienten und seine Bedürfnisse zu berücksichtigen sind. Die Therapiefreiheit des Arztes wird nicht eingeschränkt.
Zur Förderung der evidenzbasierten Medizin wurde eine neue Möglichkeit zur Unterstützung der Leitlinienentwicklung geschaffen. Danach kann die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) dem BMG Themen zur Entwicklung oder Weiterentwicklung von Leitlinien begründet vorschlagen. Das BMG wählt anschließend Themen aus und beauftragt das IQWiG mit entsprechenden Evidenzrecherchen. Mit diesem Instrument soll die Leitlinienarbeit durch die Recherche von wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Neu- oder Weiterentwicklung hochwertiger evidenzbasierter S3- oder S2e-Leitlinien gefördert werden.
Auch mit Mitteln des Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss können die Neu- oder Weiterentwicklung ausgewählter medizinischer Leitlinien gefördert werden, für die in der Versorgung besonderer Bedarf besteht. Die Themenschwerpunkte für die Leitlinienförderung legt das BMG fest. Die AWMF kann dem BMG Schwerpunkte vorschlagen, wobei jedem Vorschlag eine Begründung beizufügen ist.
Durch die Förderung soll die Entwicklung oder Weiterentwicklung von Leitlinien auf Basis der besten verfügbaren Evidenz vor allem in den Bereichen unterstützt werden, in denen zum Beispiel wegen Besonderheiten in der Versorgung, der Dynamik der medizinischen Entwicklung oder der Komplexität der Anforderungen an die Erstellung hochwertige Leitlinien bisher nicht erarbeitet wurden oder nicht überarbeitet werden konnten. Dazu gehören insbesondere Leitlinien, die berufs- oder sektorenübergreifend, geschlechts- oder altersspezifisch ausgestaltet werden müssen oder sich auf besondere Versorgungsbereiche beziehen.
Eine sog. Doppelförderung durch Inanspruchnahme beider Förderinstrumente ist nicht zulässig.
Weitere Informationen
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Evidenzbasierte Medizin
Evidenzbasierte Medizin hat zum Ziel, die ärztlichen Entscheidungsgrundlagen zu verbessern und die Qualität bei Diagnose und Therapie zu erhöhen.
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IQWiG
Glossarartikel des Bundesgesundheitsministeriums zum Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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IQWiG im Internet
Internetseite des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
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Evidenzrecherchen
Informationen mit Fragen und Antworten zu Evidenzrecherchen auf der Internetseite des IQWiG
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Innovationsfonds beim G-BA
Informationen zum Innovationsausschuss auf der Internetseite des Gemeinsamen Bundesausschusses