SCreening für Internet-Nutzungs-Störungen (SCINS)
Ressortforschung im Handlungsfeld „Gesundheitsförderung und Prävention“
Motivation
Die Begriffe Smartphone- oder Internetsucht beziehen sich auf verschiedenste Online-Aktivitäten, die exzessiv und unkontrolliert ausgeführt werden. Darunter fällt beispielsweise die Computerspielstörung. Bisherige Screeningverfahren für Internetnutzungsstörungen weisen eine Reihe von Schwächen auf. Sie basieren in der Regel nicht auf einer Validierung anhand klinischer Interviews und unterscheiden nicht zwischen spezifischen Anwendungen wie Computerspielen oder Nutzung sozialer Netzwerke. Die große Mehrheit der Screening-Instrumente ist nicht empirisch durch die Identifizierung der besten Fragen (Items), sondern aus theoretischen Überlegungen heraus erfolgt. Unter anderem kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Zahl der falsch-positiven Befunde und somit die Gefahr des als krankhaft gedeuteten Verhaltens, eine sogenannte Überpathologisierung, hoch ist. Ein Verfahren, das diese Schwächen adressiert, ist derzeit international nicht verfügbar.
Ziele und Vorgehen
Ziel der Studie ist die Entwicklung und Validierung eines optimierten Screeningverfahrens zur Identifizierung von Internetnutzungsstörungen (INS). Dabei stehen die, insbesondere bei Jugendlichen häufig vorkommenden, spezifischen INS, welche sich auf die Nutzung von Computerspielen und Sozialen Netzwerken beziehen, im Mittelpunkt. Angestrebt wird eine Stichprobe von 2000 Personen im Alter von 16 bis 59 Jahren zur ersten Überprüfung der Fragebogen-Items. Für die anschließende Validierungsstudie werden in Schulen, Berufsschulen, Universitäten und Betrieben 3000 Personen im Alter von 16 bis 59 Jahren rekrutiert. Mit einem Teil der Personen aus dieser Stichprobe werden diagnostische Interviews zur Beurteilung der Treffsicherheit der Fragebogen-Items durchgeführt.
Perspektiven für die Praxis
Um das neue Verfahren weit zu verbreiten, wird die bereits entwickelte Webpage (www.dia-net.com) genutzt, aktualisiert und neue Inhalte - insbesondere das Screeningverfahren - integriert. Somit wird das entwickelte Screeningverfahren, auch in Form eines Selbsttests, sowohl der Forschung als auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Das Verfahren hat das Potential, eine mögliche Überpathologisierung zu minimieren und die Präzision der Screening-Diagnostik zu verbessern. Dies würde einen großen Fortschritt für die Forschung und Praxis bedeuten: Da bisher ein einheitliches Screeningverfahren in beiden Bereichen (Forschung und Praxis) fehlt, würde das neue Instrument die Vergleichbarkeit der Befunde bzw. Fälle erleichtern.
Fakten zum Projekt
Projektleitung
Universität zu Lübeck
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf
Ratzeburger Allee 160
23562 Lübeck
Projektlaufzeit
01.10.2021 bis 30.09.2023
Ansprechperson
Dr. Ursula Kopp
DLR Projektträger
projekttraeger-bmg(at)dlr.de